Tagesarchiv: 3. Oktober 2011

Nichts Tun

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Wenn man krank Zuhause ist, hat man eine Menge Zeit. 

Vieles verbringt man damit nichts zu tun.

Fiebrig liegt man wach und der Gedanke ans Nichtstun wird zur quälenden Sorge. Könnte ich nicht doch etwas tun? Irgendwas? Schließlich ist Zeit Geld und von beidem weiß man, gibt es nicht viel!

Frust kommt auf. Bilder tauchen auf, man sieht Chancen verstreichen und Pläne wie Seifenblasen platzen.

Man fängt zu schwitzen an… Man muss einfach irgendwie etwas tun! Denkt man sich und wandert eingeschüchtert in dunklen Tälern tickender Uhren umher bis man selbst als Sandkorn unaufhaltsam durch die Sanduhr rieselt. Auf einem Haufen verstrichener Zeit…

Geängstigt durch diese Erkenntnis rafft man sich auf, schüttelt den Kopf, flüstert motivierende Mantras und denkt: „Nein!“ „Jetzt habe ich endlich Zeit all die Dinge zu tun für die sonst nie Zeit ist“ „Verdammich, jetzt muss etwas getan werden!“ und bringt sich in die aufrechte Position. Nur wenige Sekunden später jedoch, sackt man erbleicht und ergeben auf sein Lager zurück. Alles was bleibt sind Tränen des Zorns und die Decke über dem fiebernden Gesicht.

Oh welch Schmach!

Schon bald vernimmt man leise säuselnd eine alt bekannte Stimme im Ohr. Liebkosend bekundet sie Trost und ermahnt gleichzeitig zur Eile. Schließlich solle man „Zeit nicht ungenutzt verstreichen lassen“! Doch schnell donnert es wüste Beschimpfungen der Selbigen durch den Raum!

„Faulpelz!“ „Undankbares Wesen!“ „Weichei!“ bis hin zu „Simulant!“ ist alles vertreten.

Verzweifelt versucht  man der Stimme Herr zu werden und bietet Ablenkung: Das Kissen wird aufgeschüttelt, der Fernseher eingeschaltet, Tee den Hals hinabgeschüttet, sein Haupt von links nach rechts gedreht.

Man tut ja schon! Irgendetwas!

Und plötzlich, halb schon im Delirium, mit Schwert und Schild gegen böse Gewissensbisse & gemeine Gedanken kämpfend, taucht eine erlösende Gewissheit auf: Man ist zum Nichtstun verdammt und kann nichts, aber auch garnichts dagegen tun!

Die Wogen glätten sich, Stimmen werden leiser, das Gewissen schwenkt die weiße Fahne, Uhren verlieren ihre Zeit.

Ergeben denkt man diesen Gedanken zu Ende und ist Dankbar.

Es gibt immer etwas zu tun – nur heute nicht.

Morgen ist schließlich auch noch ein Tag.

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Definition:

Die Zeit ist eine physikalische Größe für Ereignisse, Bewegung, Wachstum, Vergänglichkeit und Veränderungen. Die Einheit für die Zeit ist die Sekunde (s), für größere Zeiträume werden die Bezeichnungen Minuten, Stunden, Tage, Wochen, Monate und Jahre verwendet.  Die Definition der Zeit stammt aus der Astronomie und bezieht sich auf die Erddrehung – ein Tag – und die Umlaufbahn der Erde um die Sonne – ein Jahr. Diese Zeit wird als astronomische Zeit bezeichnet.

Quelle: http://www.itwissen.info/definition/lexikon/Zeit-time.html

Nichts ist schwieriger und nichts erfordert mehr Charakter, als sich im offenen Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein!  ~Kurt Tucholsky~

Zum Weiterlesen: http://www.zeit.de/2010/49/Geistreiches-Nichtstun